Die evangelische Kirche und Kirchengemeinde Kniebis

Kleiner Überblick Geschichte

Die Kirche Kniebis steht in der Tradition des früheren Kniebiser Klosters, dessen Vorläufer der Mönch Ulrich war. Er kam nach 1250 aus dem Zisterzienserkloster Herrenalb. Nach seinem Tod im Jahr 1267 wurde eine Kapelle, die zunächst nahe der heutigen Alexanderschanze lag und deren Gründungsdatum unbekannt ist, nach einem Rechtsstreit zwischen Graf Heinrich von Urach und von Fürstenberg und dem Kloster Herrenalb zu einer eigenständigen Pfarrkirche erhoben. Ihr wurde ein eigener Zehntbezirk zugewiesen.

 

1271 wurde im heutigen Klostergrund Kniebis ein Chorherrenstift gegründet. Schon nach vier Jahren gehörte ein Hospiz dazu und bereits 1278 ist die Kirche fertig, die aber erst 1287 eingeweiht wurde. Kniebis war damit wahrscheinlich das einzige Gebirgshospiz in Deutschland, sonst nur vergleichbar mit den berühmten Berghospizen in den Alpenpässen.

 

1341 haben sich die Franziskaner Bettelmönche „freiwillig und wohlüberlegt“ der Benediktinerabtei Alpirsbach angeschlossen.

 

Durch den wachsenden Handel zwischen den Reichsstädten Straßburg im Westen und Rottweil, Reutlingen und Ulm im Osten, erhielt die Kniebisstraße eine steigende Bedeutung. Die Frachten wurden damals meist auf Tragtieren über den Berg gebracht.

 

"Das Kloster", so urteilte Herzog Ulrich 1513, "hat in der Umgebung viel und mancherlei Rauberei, Morderei und andere Übel verhütet und vermieden und Pilger und Landfahrer vor Verderbnis bewahrt."

 

Nach der Reformation in Württemberg 1534 und dem Tod des letzten Priors 1544 wurde das Kloster aufgegeben. Es blieb eine Herberge. Sie gewann an Bedeutung, als Herzog Friedrich von Württemberg, der Gründer der Stadt Freudenstadt, 1605 die Oppenauer Steige für Fuhrwerke ausbauen ließ.

 

Im Jahre 1605 kam zur Herberge deshalb noch eine Zollstation hinzu.

 

Am 3.4.1799 ist die Kirche abgebrannt, außerdem das Hospiz, die Mühle und die Bäckerei sowie mehrere Bauernhäuser. Die Gottesdienste fanden nun im benachbarten (und 1940 niedergebrannten) Amtshaus des Zollers statt, wo schon der Schulunterricht abgehalten wurde. Es war auch das Wohnhaus des Grenzzollers. Er war somit Zoller und Mesner.

Alle vier Wochen fanden Gottesdienste statt, der Pfarrer kam aus Baiersbronn.

Die Gemeinde war inzwischen auf 250 Personen angewachsen und der Raum, das Wohnzimmer des Zöllers, war viel zu klein. 1843 wandte sich deshalb der Baiersbronner Bürgermeister vergeblich an das Dekanat Freudenstadt.
1851 wurde daraufhin in einem Schulerlaß festgestellt, daß der Gottesdienst „lediglich für die auf dem Kniebis stationierten Zollbeamten und das erblehensberechtigte Wirtshaus eingerichtet sei“, nicht aber für die inzwischen Angesiedelten übrigen Einwohner. Diese dürfen zwar am Gottesdienst teilnehmen, jedoch ohne weitere Rechte.

 

Die hier wohnenden Menschen waren sehr arm und konnten sich nur notdürftig ernähren. Anfang des 19. Jahrhunderts schreib Heinrich Hansjakob über sie:
„Die Leute sind blutarm in dieser rauhen Waldgegend. Ihre Armut macht sie zu Harz- und Holzdieben und ich bin der Allerletzte, der Ihnen deshalb zürnt oder einen Stein auf sie wirft.“

 

Vergeblich drängte der Zoller auf eine Raumlösung, um diese armen Menschen ebenfalls am Gottesdienst teilhaben zu lassen und forderte zuerst für seine Arbeit als Mesner mehr Geld.


Als schließlich die Brücke über den Forbach unbrauchbar wurde und der Schulunterricht ausfallen mußte, kaufte der Baiersbronner Bürgermeister das Wirtshaus zum Waldhorn. Es reichte aus für Wohnraum sowie für den Unterricht von 90 Kindern, (damals gab es 65 Schulkinder) und außerdem hatte es einen Betsaal für 250 Personen.

Jetzt verweigerte die Königliche Finanzkammer ihre Zustimmung, der Bürgermeister und der Pfarrer als Schulaufsicht ließen aber nicht locker.

 

1866 konnte endlich der Grundstein für ein Schul- und Bethaus gelegt werden, das 1867 im Oktober feierlich eingeweiht wurde. Das Kloster blieb als Ruine bestehen. Vom Kloster- und Heimatverein Kniebis kann man auf Schautafeln seine Geschichte erfahren. Manchmal finden in der Klosterruine Freiluftgottesdienste statt.

 

Die 1850 von Kronprinzessin Olga gestiftete Glocke kam vom kleinen Türmchen des Amtshauses in die neue Kirche. 1922 wurde dafür eigens ein Dachreiter gebaut. Ende 1952 kam eine zweite gestiftete Glocke hinzu.

 

1892 erhielt die Kirche eine Orgel, das alte Instrument aus der Marienkirche Baiersbronn. Es wurde eine Empore gebaut. 1906 erhielt die Kirche eine neue Orgel, der Orgelprospekt blieb aber erhalten.

 

1926 wurde ein Gemeindehaus mit Kindergarten gebaut, 1999 kam ein Erweiterungsbau hinzu.

 

1954 wurde der Kircheneingang von der Straße auf die gegenüberliegende Südseite verlegt, Altar und Kanzel kamen auf die Nordseite.
Der alte Taufstein ist jetzt am Krieger – Ehrenmal auf dem Friedhof. Die ursprüngliche Spitzdecke wurde durch eine Flachdecke ersetzt.

 

Als zum 1. Januar 1975 der gesamte Kniebs in das Stadtgebiet Freudendtadt eingegliedert wurde, kam auch die Kirche mit Schule von der Gemeinde Baiersbronn in das Eigentum der Stadt Freudendtadt.


Ende 1986 gelang es nach über zehnjährigen Bemühungen, das bisherige Parochialvikariat in eine ständige Pfarrstelle umzuwandeln und Kniebis
bekam einen eigenen Pfarrer. Eine Bürgerinitiative hatte dafür u.a. 900 Unterschriften gesammelt.

Autor: Bernd Steffler / August 1999